Nochmal Timoschenko: Deutsche Medien sind vergesslich, das Internet nicht!
Habe mal ein wenig Google bemüht. Lest und entscheidet selbst:
24.08.2001 WSWS.org Ukraine: 10 Jahre Unabhängigkeit - eine soziale Katastrophe (speziell 2. und 3. Absatz von unten)
Keine der politischen Fraktionen und Gruppen im 445 Sitze starken Parlament (Rada), weder in Kutschmas Bündnis noch im neuen Siebenparteienbündnis der Oppositionsführer Julia Timoschenko (Mutterlandspartei) und Alexander Moros (Sozialistische Partei der Ukraine (SPU)), vertritt die Interessen der breiten Bevölkerung.
Julia Timoschenko, auch "schöne Julia" oder "Gasprinzessin" genannt, ist Millionärin und stammt ebenfalls aus dem Clan von Dnipropetrowsk. Dieser Clan übernahm Mitte der 90er Jahre die politische Macht in der Ukraine, spaltete sich jedoch später in verschiedene Teile. Timoschenko war Direktorin eines der größten Energieunternehmen, bevor sie unter Kutschma als Energieministerin die Gaswirtschaft reorganisierte. Im Januar dieses Jahres wurde sie abgesetzt und lief zur Opposition über. Seither besitzt sie die Sympathien westlicher Banken und Politiker und wird als ernst zu nehmende Kandidatin für die Wahlen im März nächsten Jahres angesehen.
11.12.2004 Heise/TP „Who is Who im Kiever Machtkampf?“
… Bei der gegenwärtigen Auseinandersetzung um den Präsidentensessel in Kiev geht es nicht darum, ihn mit einem politischen Heiligen zu besetzen. Die Ukrainer, die die Vergangenheit ihrer Kandidaten und von Frau Tymoschenko kennen, wissen das. …
09.09.2005 ZEIT Online Präsident Juschtschenko will die Korruption konsequent bekämpfen und hat Timoschenko und ihre Regierung entlassen
Spengler: Aber es zeigt doch auch, dass es diese Korruption und dass es diese Verflechtung zwischen Oligarchen und Politik noch gibt?
Durkot: Ja natürlich! Es war einfach nicht möglich, in sieben oder in acht Monaten dieses Geflecht zu zerschlagen. Was ganz wichtig aber war zu vermeiden, dass neue Geflechte entstehen, dass sozusagen die alten und schlechten Oligarchen durch die neuen und die "guten" oder "orangenen" Oligarchen ersetzt werden. Das darf man nicht zulassen. Das wäre natürlich ein Verrat an die Menschen, die ja Ende des vergangenen Jahres auf die Straßen gegangen sind. …
Spengler: Gilt er, der Präsident, nach wie vor als untadelig und unbestechlich?
Durkot: Der Präsident gilt in der Tat als unbestechlich …
06.08.2006 Heise/TP „Zwischen Verrat und Kompromiss“
Die "Orange Revolution" in der Ukraine hat mit der Ernennung des einstigen Gegners Janukowitsch zum Premierminister eine weitere Niederlage erlitten, Europa ist durch mangelnde Unterstützung daran beteiligt …
… Auch das Verhalten Europas während des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine war für die Ukrainer eine Enttäuschung, denn anstatt Druck auf Russland auszuüben und die Ukrainer zu unterstützen, bewies Europa, dass ihr das Hemd näher als die Hose ist. Den Europäern wurde selbst bewusst, wie abhängig sie von den russischen Gaslieferungen sind und äußerten ihre Sorge um die eigene Versorgung. Und Aussagen aus Berlin, die den Bau der neuen deutsch-russischen Gas-Pipeline durch die Ostsee als notwendig bezeichneten, da sie die eigene Gasversorgung sicherstellt, klang für die Ukrainer wie ein Hohn und wie eine Art Kriminalisierung, und dies nur, weil die Ukraine im harten osteuropäischen Winter lebensnotwendiges Gas aus den Pipelines gen Westen abzweigte. Seitdem war quasi jede Solidarität ade – die Ukrainer fühlten sich mal wieder, wie so oft in ihrer Geschichte, von Europa verlassen und vergessen …
Eines noch, war nur 5 Minuten Recherche:
- HochTief hat das Stadion in Lwiw gebaut und ist fertig (und ich denke mal, auch bezahlt?)
- die Architekten des Kiewer Stadions Gerkan, Marg und Partner haben auch ihre Arbeit getan (und ihren Lohn bekommen?)
- Siemens war natürlich auch dabei und viele andere deutsche Firmen wohl auch.
- Und Adidas freut sich auf den Gewinnsprung wegen EM und Olympiade.
Ach, das ist aber schön, dass in Deutschland die Kassen klingelten - jetzt kann man sich zurück lehnen, das Geld zählen und Moralapostel spielen.
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Was Sie zur politischen Situation schreiben, kann ich nur bestätigen. Ich sehe es noch ein wenig schärfer, die "orangene Revolution" war für Europa nur Mittel zum Zweck so lange das Wirtschaftsfeld Ukraine zur Auslagerung gebraucht wurde. Viele europäische Konzerne haben dies benutzt. Endeffekt, die einheimischen Unternehmen sind auf der Strecke geblieben und so hat das Land nach Tschernobyl, dem Zusammnenbruch der UdSSR, die dritte wirtschaftliche Krise zu überwinden, die der kleine Mann bitter bezahlt. Wenn die Zeichen so bleiben sehe ich meine Zukunft auch eher in Zhitomir als in Deutschland, denn was sie über die Arbeitssituation ihrer Frau schreiben, kann ich nicht nur für Deutschland bestätigen