Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin
Bisher mutete uns dieser Satz von Carl Sandburg utopisch an. So wie es aussieht, sind die Ukrainer das erste Volk, welches diesen weit bekannten Spruch auch wirklich beherzigt! Dabei ist es weniger der schlechte Zustand des eigenen Militärs oder die klamme Kasse, die sie davon abhält. Die Menschen würden sogar mit Mistgabeln gegen Putlers Speznas antreten! Aber dieses Volk ist ein sehr tolerantes und lernt gerade, was echte Demokratie bedeutet. Und es ist sich der Auswirkungen – nicht nur für die Ukraine! – durchaus bewusst. So schmerzhaft es auch ist, wieder russische Invasoren im eigenen Land zu wissen, die Menschen bleiben ruhig. Das Bild oben links kursiert schon länger im Internet. Es spricht Bände! Ich liebe es und könnte den Künstler dafür umarmen.
Gestern sprach Putler vor ausgewählten, russischen Journalisten. Es waren keine Ausländer dabei, er wusste sehr wohl, warum. Seine Rede war gespickt mit Lügen und verdrehten Tatsachen. Ich habe es auf Phoenix verfolgt. Man spürte richtig, dass die Kommentatoren sich danach am liebsten vor Lachen auf dem Boden gewälzt hätten. Die Ungläubigkeit stand in ihren Gesichtern geschrieben. Und so eine Witzfigur spielt mit Millionen von Leben? Sehr bezeichnend auch der Kommentar des Sicherheitsexperten Prof. Horst Teltschik zum Vorschlag der Bundesregierung, eine „Kontaktgruppe“ zu gründen. Es existieren genug Foren, auf denen man sich mit den Russen austauschen kann, meinte er. Auch ihm war anzumerken, was er von der deutschen Politik hält! Ich chattete gestern Abend mit einer Freundin, die aus Charkiw stammt. Hier ein Auszug:
Olesja: Hast du Interview von Putin gesehen heute?
Ich: oooh ja... Märchenstunde. Schlimm!
Olesya: Der hat gesagt, dass in Krim gibts keine russische Soldaten? Echt, er ist ein Irrer.
Ich: Ja.
Olesya: Leute meinen, Yanukovich hat ihn gebissen und beide haben schisofreni...
Da brauch man nicht mehr viel dazu sagen. Ukrainische Frauen brauchen wenig Worte, um etwas auf den Punkt zu bringen.
Liebe Regierung in Berlin!
Erinnert Ihr Euch noch an den 24. Juni 1948? Als die Sowjets Westberlin komplett blockierten und die Westalliierten, allen voran die Amerikaner, die Luftbrücke organisierten? Was wäre passiert, wenn die – so wie ihr jetzt! – erst „Kontaktgruppen“ eingerichtet hätten? Denkt das mal durch.
So sehr ich in den letzten Jahren auch von der Politik der USA enttäuscht wurde, und so sehr ich mich auch gegen einen Beitritt der Ukraine in die NATO ausgesprochen hatte: nehmt sie sofort auf! Putler sagte gestern, die Soldaten auf der Krim sind keine Russen, solche Uniformen könnten in jedem Laden gekauft werden. Gut. Nehmen wir ihn beim Wort! Dann wird er wohl auch nichts dagegen haben, wenn man sie dingfest, unschädlich macht?
Seht ihr? Man merkt, dass ich (noch) kein Ukrainer bin und weniger diplomatisch.
Es mag sein, dass der Eindruck entsteht, bei dieser Revolution den Osten des Landes vergessen zu haben. Die Entscheidung, das Sprachengesetz zu anullieren war dumm. Aber wer behauptet, dass die Übergangsregierung keine Fehler machen darf? Und man war einsichtig. Die Initiative wurde gestoppt, das Gesetz ist weiterhin in Kraft! Übrigens, ganz nebenbei: auf dem Maidan starben auch Menschen aus dem Osten, die das gleiche Ziel verfolgten!
Zum Schluss noch ein Video, auf welches mich soeben meine Freundin Sonnenblume aufmerksam machte. Junge Frauen aus der Ukraine haben die ukrainische Hymne ins russische übersetzt und gesungen. Toll! Einzigartig! Sie reichen denen in ihrem Volk, die ethnische Wurzeln in Russland haben, ganz einfach und in Freundschaft die Hand. Ja, so sind die Ukrainer – man muss sie einfach bewundern und lieben!
Slava Ukraini!
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