
Buchtipp: Nord Stream – Wie Deutschland Putins Krieg bezahlt
Das letzte Wochenende war interessant. Ich verfolgte die Münchner Sicherheitskonferenz und am Samstag, den 15. Februar kaufte ich am Erscheinungstag das eBook zu diesem Buch, was ich sofort zu lesen begann und heute empfehlen möchte. Jetzt habe ich das Buch fast zweimal gelesen und einen Tag vor der denkwürdigen Bundestagswahl bleibt mir nur ein Fazit: Wer SPD wählt, ist keinen Deut besser als jene, die AfD oder BSW ihr Kreuz geben! Warum, das beschreibt dieses Buch, hier ein kleiner Überblick.
Das Buch ist chronologisch aufgebaut und beginnt mit einer kurzen Einleitung, in der die Autoren das Gazprom-Imperium vorstellen, das weit über Öl und Gas hinausgeht. Dann geht es los mit einem Blick nach Kyjiw am Sonntag, den 21. November 2004, zu Beginn der Orangenen Revolution, deren friedliche Proteste zu einer Wiederholung der manipulierten Wahl führten und Viktor Juschtschenko Präsident wurde. Er war der erste Präsident, der sich für eine von Moskau unabhängige Ukraine einsetzte. Danach geht es zurück nach Deutschland, wo sich fünf Monate später Gerhard Schröder und Wladimir Putin bei der Eröffnung der Hannover Messe trafen und erste Schritte für den Bau von Nord Stream 1 planten. Man kann es als Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine verstehen, der zuerst wirtschaftlich (Stichwort Gaskrieg) geführt und durch die Verbreitung von Fakenews (Ukraine würde Gas stehlen) die Ukraine international in einem schlechten Licht darstellen soll.
Wer erinnert sich nicht an die Berichte vor der Fußball-EM 2012 in Polen und der Ukraine und der Jagd nach streunenden Hunden, die angeblich in mobilen Krematorien entsorgt worden wären? Wer erinnert sich nicht an all die Dokumentationen der GEZ-Sender aus Russland mit dem Tenor »Hach, wie schön und einfach das Leben in Russland doch ist (mit dem Blick auf eine total heruntergekommene Bruchbude)« und handelte es sich um die Ukraine, immer der moralisch erhobene Zeigefinger zu spüren war? Oder diese elende Reportage des NDR zu den Schüssen auf dem Maidan 2014, in der die Schuld den Demonstranten in die Schuhe geschoben werden sollte? Dafür gab es kaum Reportagen, die sich ernsthaft und mit Verständnis dem ewigen Kampf der ukrainischen Zivilbevölkerung für mehr Recht und Freiheit zeigten.
Zurück zum Buch. So geht es weiter, immer wieder mit einem Blick in die Ukraine, wo das Streben nach mehr Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Unabhängigkeit von Russland immer wieder Reaktionen aus Russland hervorruft, unterstützt hauptsächlich von führenden Politikern der SPD. Das Buch hat so einen roten Faden und liest sich gerade wegen dieser Art der Aufteilung wie ein Politthriller, was einen John le Carré oder Tom Clancy hätte neidisch machen können. Aber das ist anders als in deren Büchern keine Fiktion, sondern leider eine Realität, die in diesem grausamen Krieg endete!
Auch wenn das Buch im Jahre 2004 beginnt, die Verflechtungen hochrangiger SPD-Politiker mit Russland hätten schon lange zu denken geben müssen. Es ist bekannt, dass ein Herr Scholz enge Beziehungen zu DDR-Oberen unterhielt und viele in der SPD gegen die Wiedervereinigung waren. Wie kann es sein, dass gerade diese keine Scheu haben, zusammen mit alten Stasi-Kadern Milliardengeschäfte mit Moskau einzufädeln? Auch das kommt im Buch sehr deutlich zur Sprache.
Etwas OT: Wer sich dafür interessiert, wie der KGB schon in den 80ern Agenten in Deutschland angeworben hat, teils, ohne dass es diesen bewusst war, dem empfehle ich dieses Video:
Was Angela Merkel betrifft, so war sie in meinen Augen die größte Fehlentscheidung für die CDU. Leider gibt es noch immer fragwürdige Kader in Amt und Würden dieser Partei, besonders im Osten. Die Zukunft wird zeigen, ob die CDU den Mut hat, sich von auffällig russlandfreundlichen Politikern loszusagen und ob eine Aufarbeitung stattfindet. Und es spricht nicht für den Rechtsstaat Deutschland, dass die Staatsanwaltschaft immer noch nicht gegen Personen wie Gerhard Schröder, Sigmar Gabriel, Manuela Schwesig, Erwin Sellering und viele andere ermittelt. Vielleicht hilft ihnen dieses Buch auf die Sprünge?
Fazit
Viele der erwähnten Ereignisse sind allgemein bekannt, die für sich genommen zu einem Kopfschütteln führen. Im Buch wird jedoch vollends klar, wie diese kleinen, bekannten Puzzleteile ein Ganzes ergeben und man ist einfach nur noch sprachlos, ja, wütend. Lasst mich vor allem noch drei Sachen hervorheben und teilweise zitieren, bei denen ich geradezu fassungslos war:
1. Für die NS2 waren viele Gutachten erforderlich. Die Nord Stream AG wollte dann auch eine Analyse mit dem Titel »Risiko von Pipelineschäden in Übungsgebieten der Bundeswehr«, denn in der Ostsee werden Schussübungen durchgeführt und man wolle ja nicht die Pipeline beschädigen *hüstl*. Da die Behörden wegen angeblicher Arbeitsbelastung die Dokumentation zum Teil der Nord Stream AG überlassen, erreichte einen der Verantwortlichen im Jahre 2017 eine E-Mail mit der Bitte, »die genauen Koordinaten der U-Boot-Tauchgebiete Bravo 13 und 24 zu erfragen.«. Am 20.2. 2018 heißt es dann, Zitat:
Als Peter H. den Planfeststellungsbeschluss aus Stralsund im Internet abruft, kann er es nicht glauben: Das Bergamt hat darin geheime Daten zu Übungsgebieten und Munition der Nato, die die Bundeswehr dem Bergamt ausdrücklich nur für das Prüfverfahren zur Verfügung gestellt hat, veröffentlicht. Schusszahlen, die Rückschlüsse auf Übungen und das Verhalten der Bundeswehr im Krieg ziehen lassen, sind nun für jedermann einsehbar.
2. Im Juli 2021, die Kriegsgefahr nimmt immer weiter zu, Merkel teilt (angeblich) die großen Sorgen der Ukraine und »Deutschland werde alles tun, um der befreundeten Ukraine zu helfen«. Und gleich darauf heißt es, Zitat:
Tatsächlich geschieht das Gegenteil. Seit Mai blockiert Deutschland in der Nato, dass Litauen zwanzig Anti-Drohnen-Gewehre und die USA neunzig Präzisionsgewehre an die Ukraine liefert. Beide Lieferungen sind über die Nato Support and Procurement Agency bezahlt. Doch auch Selenskyjs nach der Pressekonferenz direkt vorgetragene Bitte gegenüber Merkel ändert nichts an der deutschen Blockade. »Ausgeschlossen«, soll die Antwort Merkels lauten.
3. Vertreter der ukrainischen Naftogaz trafen sich wegen ihrer Besorgnis betreffs der NS2 mit Merkels Beratern und brachten Gründe vor, darunter die lauernde Kriegsgefahr. All das nützte nichts und ein Naftogaz-Mitarbeiter legte nach, Zitat:
Sehr viele Kriegsflüchtlinge werde es dann geben, die nach Deutschland kommen. Die Vertreter der Bundeskanzlerin antworten sinngemäß: Ja, wir wissen, was wir mit ihnen machen werden.
…
Die Naftogaz-Vertreter sind fassungslos. Während sie sich abmühen, vor Nord Stream 2 und dem damit verbundenen russischen Angriff zu warnen, hat das Kanzleramt diesen längst eingeplant und in die »Nord-Stream-2-Rechnung« eingepreist. Die Ukrainer verlassen das Treffen mit der Schlussfolgerung, dass es für die deutsche Regierung in Ordnung ist, wenn Russland eine Offensive startet.
…
Bei einem anderen Termin mit Mitarbeitern des Außen- und Wirtschaftsministeriums hören sie ähnliche Aussagen.
Das zu lesen hat mir persönlich richtig weh getan. Also, lest das Buch und überlegt, wo ihr morgen euer Kreuz macht!
Nord Stream – Wie Deutschland Putins Krieg bezahlt
Autoren: Steffen Dobbert und Ulrich Thiele
1. Auflage 2025, Erscheinungstermin: 15.02.2025, 400 Seiten, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-608-96627-5
erschienen im Verlag Klett-Cotta
https://www.klett-cotta.de/produkt/nord-stream-9783608966275-t-8737