
Wie ein gerechtes Ende des Krieges aussehen sollte
Ohne Hilfe kann es die Ukraine kaum schaffen, ein gerechtes Ende des Krieges zu erreichen. Es liegt aber im ureigensten Interesse aller demokratischen Länder, Russlands Ambitionen konsequent einen Riegel vorzuschieben. Warum, darauf bin ich in den vorherigen Artikeln schon eingegangen und die Gefahr ist keineswegs gebannt! Einige Länder haben es verstanden, aber besonders die beiden, denen man die Führungsrolle zuschreibt, spielen ganz gefährlich mit dem Feuer. Ja, ich meine die USA und vor allem Deutschland… ––– Jens, jetzt reiß dich zusammen! Sorry, ihr müsst wissen, dass ich hier den dritten Versuch mache, diesen Artikel zu schreiben. Die aktuelle politische Situation auf beiden Seiten des Atlantiks macht mich einfach wütend und vor lauter Frust schweifte ich immer wieder ab. Das Szenario eines für die Ukraine gerechten Endes dieses unsäglichen Krieges allein soll hier und jetzt das Thema sein. Also, schauen wir es uns an. Vielleicht reißen sich diese sich selbst nennenden „Partner der Ukraine“ doch noch zusammen und machen aus dieser Theorie eine praktische Umsetzung, man soll ja den Glauben nie verlieren…
Die komplette Besetzung des deutschen Reiches war das Ende des Naziregimes im 2. Weltkrieg. Nein, so blauäugig bin ich nicht, um zu glauben, dass die Ukraine Russland einnimmt und eine Siegesparade auf dem Roten Platz in Moskau abhalten wird. Es gibt andere Wege, mit kleinen, machbaren Schritten.
Schritt 1: Nicht telefonieren!
Das wäre der erste und einfachste Schritt. Was nützt das Reden, die Diplomatie? Sie hat den Krieg vorher nicht verhindert. Seitens der Russen ist auch keinerlei Bereitschaft für Zugeständnisse zu sehen. Ganz im Gegenteil. Und jeder Anruf bei Putin sieht wie betteln aus und spielt ihnen propagandistisch in die Hände. Im Kreml lacht man sich schlapp, leider ist nicht zu erwarten, dass sie sich über so viel stümperhafte Politik totlachen werden.
Das heißt nicht, dass man mit denen nicht reden soll. Aber! Viel intelligenter wäre es, auf deren Anruf zu warten. Sie werden sich schon melden, wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht. Und lasst es sie mehrmals versuchen, bevor irgendjemand den Hörer abnimmt. Wenn Pressevertreter fragen, ob man mit Putin telefonieren wird, mal einfach zu sagen: »Ich sehe dafür keinen Grund. Er wird sich schon melden, wenn er merkt, dass es für ihn kein gutes Ende nimmt. Und vielleicht erlauben wir dann, ihm zuzuhören.« Das zeugt von Selbstbewusstsein und Stärke. Und nichts anderes verstehen die Russen.
Schritt 2: Macht die Sanktionen wasserdicht!
Das beste, nichtmilitärische Mittel, welches westliche Länder haben, sind zweifelsohne Sanktionen. Sie bringen nur nichts, wenn es zu viele Schlupflöcher gibt. Wobei ich mir sicher bin, dass diese auch gewollt sind – aber ich wollte ja nicht abschweifen…
Von China oder Indien will ich gar nicht anfangen. Doch wie kann es sein, dass die Exporte europäischer Länder nach Kasachstan signifikant zugenommen haben? Beispielsweise stiegen die deutschen Exporte nach Kasachstan von Januar bis Oktober 2023 um 32% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, was einem Anstieg von 0,7 Milliarden Euro entspricht. Besonders auffällig ist der Anstieg bei Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen: Die deutschen Exporte in die GUS-Staaten (ohne Russland) stiegen in diesem Sektor um 65% auf 2,1 Milliarden Euro.
Auch andere »stan«-Länder wie Kirgistan stechen hervor. Schon komisch, dass sich deutsche Autoexporte nach Kirgisistan um 5500% erhöht haben. Diese sicheren Daten fand ich im Internet. Viel verwerflicher sind Exporte, die zur Waffenproduktion benötigt werden. Elektronische Bauteile exportierte Kasachstan 2021 für 40 Millionen Dollar nach Russland, ein Jahr später für fast 300 Mio Dollar! Auch über Belarus stieg der Export elektronischer Bauteile signifikant an. Diese finden die Ukrainer dann in den Raketen und Drohnen, die auf uns losgelassen wurden. Na vielen Dank auch…
Ganz neu ist ein Skandal, dass über Belarus von der deutschen Firma UrSeCo Handels GmbH & Co. KG Salzsäure mit einer Reinheit von 99,999 Prozent nach Russland gelangte, die für die Herstellung von Halbleiterwafern, also Grundplatten für elektronische Bauelemente wichtig ist.
Aber am schlimmsten ist, dass Russland weiterhin mit Tricks möglich ist, Milliarden zu verdienen. Diamanten gelangen über Indien auf den westlichen Markt, die Schattenflotte liefert Öl, mich bestürzt vor allem die jüngste Meldung über den Export von LNG. Trotz aller Sanktionen verkauft Russland so viel Flüssiggas wie nie zuvor nach Europa, und das über die ehemalige Gazprom-Tochter SEFE, die nun dem Bund gehört! Die Übernahme der Gazprom-Tochter im Jahre 2022 war notwendig, um den Gasmarkt zu stabilisieren. Aber warum weiterhin Verträge machen oder einhalten, wo man doch weiß, dass gerade Gas eine der wichtigsten Waffen Putins ist? Das Gas ist um die 30% billiger als von anderen Anbietern. Ist ukrainisches Leben so wenig wert? Und vor allem an Abscheulichkeit nicht zu überbieten: Die ganzen LNG-Lieferungen laufen über die bundeseigene Firma SEFE, kontrolliert vom Wirtschaftsministerium unter Habeck; und sie verdienen mit an russischem Gas!
Schritt 3: Nicht Angst machen lassen
Der Rüpel im Kreml droht unverhohlen mit Atomwaffen. Das würde eine entsprechende Antwort geben, das weiß er genau. Was dagegen spricht, ist sehr einfach. Wo leben denn die Familien und Angehörigen der Nomenklatura? Selbst Putins Töchter? Oder Lawrows Familie? Ach, im Westen? Wo haben sie denn ihre Bankkonten, ihre Villen, ihre Yachten? Im und am Baikalsee? Wohl kaum. Ja, wohin wollen sie Atomraketen also schicken? Es ist wie alles nur ein Bluff! Und jeder Politiker, der seinem Volk diese Angst einredet, gehört geteert, gefedert und davongejagt.
Schritt 4: Waffen, Waffen, Waffen und ein klein wenig Vertrauen
Die eigene Wehrfähigkeit erhöhen, ist derzeit eines der wichtigsten Anliegen für jedes europäische Land. Und natürlich sollte man weiterhin der Ukraine alles geben, was sie braucht. Die bisherige Zögerlichkeit und das setzen roter Linien waren fatale Fehler. Die zukünftigen Geschichtsbücher werden das genau analysieren und man wird sich der eigenen Verantwortungslosigkeit schämen.
Was die Ukraine in ihrem Widerstand bisher geleistet hat, erstaunt alle Experten. Diese Ukraine, ohne eigene Marine hat im Schwarzen Meer aufgeräumt. Mit List, mit Innovationen, mit Durchhaltekraft. Was wurde alles herbeigeschrieben. Sie wären unfähig, moderne Waffen zu bedienen, blablabla. Sie haben das Gegenteil bewiesen. Trotz allen Unwegbarkeiten und Rückschlägen, aktuell findet eine Umstrukturierung der Armee statt, weg von sowjetischen Denkmustern, hin zu einer modernen Armee. Das verdient Unterstützung und Vertrauen!
Das Endziel
Das Ziel ist klar. Russland an der Front und im Hinterland dermaßen zu schwächen, dass es nachgeben muss. Und diesem Ziel sind wir mit jedem Tag ein Stück näher. Es kann nur ein Ergebnis geben, und das ist der Rückzug der Kazappen aus allen ukrainischen Gebieten, einschließlich der Krim. Das muss so sein, auch als Lerneffekt für andere Despoten, die nur darauf warten, dass der Westen sich mit einem faulen Kompromiss eine Blöße gibt. Vergesst das nicht!
Weiterhin müssen dann natürlich Reparationszahlungen vereinbart, die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Es muss eine öffentliche, auch in russischen Medien übertragene Aufklärung aller Verbrechen geben, Rückgabe entführter Personen, vor allem Kinder, Zivilisten und Gefangene, sowie gestohlener, kulturell wertvoller Güter.
International wird dieses Land geächtet und darf in keiner internationalen Organisation ein Mitspracherecht haben. Weder politisch, kulturell oder im sportlichen Bereich.
Ich plädiere von Anfang an schon für eine einfache Lösung, die auch die Stationierung von fremden Soldaten als Schutz unnötig machen kann. Entlang der Grenze zu Belarus und Russland muss auf deren Gebiet eine 200km breite, militärfreie Zone eingerichtet werden. Das kann die Ukraine selbst überwachen, zum Beispiel mit Drohnen. Und die Ukraine muss das Recht bekommen, dass jedes militärische Fahrzeug und jeder bewaffnete Mensch in dieser Zone sofort eliminiert werden darf. Wenn die Europäer schlau sind, unterstützen sie das und fordern dasselbe an allen Außengrenzen zur EU.
Und Russland? Lasst sie machen, was sie wollen. Macht die Grenzen dicht. Sie können uns in Ruhe beweisen, wie groß und toll sie sind. Aber das müssen sie ohne jegliche Hilfe aus dem Westen. Um die Reparationszahlungen zu ermöglichen, kann ein limitierter Export von Rohstoffen erlaubt werden. Vom Erlös bekommen sie so viel, dass die Unkosten gedeckt werden, der Gewinn kommt in den Topf für Reparationen an die Ukraine. Die Maßnahmen gelten vorerst für mindestens 70 Jahre.
Als letztes noch drei symbolische, aber historisch wichtige Beiträge, die Russland leisten muss:
1. Alles hat einmal einen Anfang genommen. Ich sehe den Anfang der Sezession in der Kyjiwer Rus in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Andrei Bogoljubski stahl aus der Wyschhoroder Boris und Gleb Kirche eine sehr berühmte und von den orthodoxen Christen hoch verehrte, wundertätige Ikone, die heute als das größte Heiligtum der russischen Orthodoxie gilt und im Moskauer Tretjakow-Museum aufbewahrt wird. Mit dieser Ikone und durch neue, kirchliche Bauwerke wurde damals das nördliche Wladimir ein weiteres Zentrum der orthodoxen Kirche, die später nach Moskau umzog und die Grundlage der russisch orthodoxen Kirche bildet. Diese Ikone muss zurück nach Kyjiw. Mehr dazu in meinem Buch.
2. Offizielle Umbenennung Russlands in Moskowien.
3. Bei einer Einigung mit den Russen findet die offizielle Unterzeichnung in Perejaslaw statt!
Fazit
Eine Träumerei? Nein, eine Theorie, ein Vorschlag natürlich. Wenn wir jedoch wieder in einigermaßen friedlichen Verhältnissen leben wollen, geht daran kein Weg vorbei!
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