Putsch in Kiew: welche Rolle spielen die Faschisten?

Die Überschrift ist kein Fehler. Genau so titelt die Sendung Panorama des NDR einen Beitrag über die Ukraine. Darin ein Video, welches die Macht der Bilder wohl zu nutzen weiß. Oleh Tjahnibok wird zweimal gezeigt, mit einem schwer zu deutenden Lächeln. Dann das Bild des Belij Saschko, wie er mit seiner Waffe in einer Sitzung herumfuchtelt (und der mittlerweile per Haftbefehl in der Ukraine gesucht wird, davon aber kein Wort). Und natürlich Putin wird gezeigt, wie er seine Besorgnis über die ukr. Neonazis, Nationalisten und Antisemiten ausdrückt. Und dem stimmen die Redakteure des NDR auch noch zu!

Und dann kommt auch noch die Ikone der Osteuropaexperten zu Wort, Alexander Rahr. Ein Mitglied des russ. Waldai-Klub, Autor mehrerer Bücher über Putin und Verehrer desselben. Gerade so einer muss es wohl wissen... (und auf so einen hört die Regierung? Das wird ja immer besser.)

Ein Zwischenwort zu Oleh Tjahnibok. Erst vorgestern gab es ein Interview im ukr. TV. Seine Mutter und damals 4jährige Schwester wurde von Rotarmisten nach Sibirien deportiert und haben die Russen und ihre Grausamkeit am eigenen Leibe kennengelernt. Er führt jetzt einen Kampf gegen Kommunisten und das Moskauer Regime. Will man es ihm verdenken? Als was wird so ein Mensch Deutschland sehen, dass die wirtschaftlichen Beziehungen mit Russland über alles andere stellt? Bleibt die berechtigte Frage, warum er in dem zehn Jahre alten Video seinen Hass auf die Juden zum Ausdruck bringt. Warum fragt ihn keiner?

Dann kommt auch noch Stepan Bandera, der Held ukrainischer Nationalisten ins Spiel. Im 2.WK war er Nazikollaborateur und Judenmörder, mehr kommt dazu nicht, zumindest im Videobeitrag.

Ich bin sprachlos, ob solcher einseitigen Berichterstattung mit gezielt provokatorischen Bildern. Und das ist nicht RTL oder ein privater YouTube-Kanal, das ist ein Beitrag der ARD! Ich suche nach Infos zu den Verantwortlichen, Johannes Edelhoff, Johannes Jolmes und Nils Casjens. Tut mir leid, ich finde nicht eine einzige Information, dass sie sich mit der Ukraine beschäftigt haben, geschweige denn, dieses Land auch kennen. Null, Nada, Нічого! Also ist das ein reiner und dabei um so gefährlicherer Schreibtischbeitrag im Sinne Russlands?

Außerdem ist es doch sehr bezeichnend, dass die Ukraine bis November ein weißes Blatt für Journalisten war, aber jetzt wissen sie auf einmal alle, dass es Faschisten geben soll? Da fragt man sich, woher das kommt? Wer nimmt denn als erster das Wort "Faschist" in den Mund, wenn Kritik am Kreml geübt wird? Na? Kommt Ihr selber drauf?

Und man fragt sich, woher sie so schnell ihre Weisheit löffeln konnten. Der dt. Buchmarkt gibt nicht viel her an Hintergrundinfos. Vielleicht aus dem Buch „Rechte in der Rada. »Swoboda«, Nationalismus und Kollaboration mit den Faschisten in der Ukraine und in Europa“ von Helmut Wagner? Einem ehemaligen Stasi-Offizier?

Ach ja, Antisemitismus darf im Beitrag auch nicht fehlen. Ein besorgtes Mitglied der jüdischen Gemeinde kommt zu Wort. Warum nicht der Präsident des All-Ukrainischen Jüdischen Kongresses (WJC) und Co-Vorsitzende des Europäisch-jüdischen Parlaments (EJP) Wadym Rabynowytsch, der sich erst kürzlich äußerte? Oder der jüdische Kommandant auf dem Maidan?

Roosevelt meinte einmal „In der Politik geschieht nichts zufällig“. Ich sehe, was die dt. Politik tut, und just in diesem Moment diesen Beitrag – und ahne das Schlimmste. Wird Deutschland vor Putin zu Kreuze kriechen? Leider sieht es ganz danach aus. Hauptsache, der Wirtschaft geht es gut.

Danke, Deutschland!


 

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