Jahresrückblick 2024 #2

Als gelernter Elektroinstallateur habe ich den größten Respekt für die Energiearbeiter, die bei Wind und Wetter in Rekordzeiten die Versorgung wieder herstellen, wenn die Russen wieder einmal die Energieanlagen angreifen. Das sind auch für uns neue Herausforderungen, mit denen man umgehen muss.

Unser Benzingenerator ist da zwar Gold wert, der erzeugte Strom aber auch. Deshalb habe ich im Sommer aufgerüstet. Ein erstes Solarpaneel, ein Windrad und erste Akkus sind in Betrieb. Vorerst reicht es, um ca. 6 Stunden die elektronischen Geräte zu versorgen. Keine Informationen und abgeschnitten von der Außenwelt zu sein ist mit das Schlimmste für uns. Für 2025 habe ich deshalb geplant, weiter in diese Anlage zu investieren. Eine »Energiewende« ist für uns also vorrangig eine Notwendigkeit.

Ich muss noch einmal auf die Drohnenangriffe zurückkommen. Auch wenn wir das Glück haben, nicht in Reichweite der Front zu leben, wo diese russische Soldateska mit Kamikaze-Drohnen schon jagt auf Zivilisten machen und das auch noch »Menschensafari« nennen, sind die fast täglich und immer intensiver stattfindenden Angriffe mit Shahed-Drohnen im ganzen Land eine Gefahr und eine permanente Bedrohung, mit der wir umgehen müssen. Man nimmt seine Umwelt auf einmal ganz anders wahr. Bei jedem Geräusch von außen, lauscht man angestrengt und versucht es einzuordnen. Sind es unsere Kampfflugzeuge, Helikopter oder sind es feindliche Raketen, Drohnen? So etwas wie im nebenstehenden Video erlebten wir nicht alle Tage, aber auch das passiert nun häufiger, gerade die letzten Nächte waren schlimm.

Nur einmal zum Vergleich: In der ersten Jahreshälfte 2024 hatten wir in unserem Oblast an 20 von 182 Tagen keinen Luftalarm. In der zweiten Hälfte waren es nur 10 Tage. Am Neujahrstag hat es bei uns gerade mal 18 Minuten gedauert, bis der erste Alarm des Jahres erfolgte.

Garten und Tiere

Trotz all dem geht das Leben natürlich weiter. Tiere müssen versorgt werden, das Gartenjahr war auch nicht schlecht, trotz einem sehr trockenen Sommer. Wir haben uns endlich einen Brunnen bohren lassen, dazu später mal ein eigener Bericht. Die Erdbeersaison war durchwachsen und die Aufkäufer sind unanständige Spekulanten. Deshalb habe ich meine Frau endlich überzeugen können, diese zu kürzen und sich lieber auf Himbeeren zu konzentrieren. Im Vergleich zu Erdbeeren brauchen sie viel weniger Pflege und das Ernten am Strauch ist auch viel leichter als stundenlang mit gekrümmten Rücken die Reihen abzusuchen. Mit verschiedenen Sorten, können wir so kontinuierlich bis in den Herbst Himbeeren verkaufen. Da dieser sehr mild war, erntete meine Frau die letzten Himbeeren beim ersten Schneefall gegen Ende November!

Unsere Ziege »Milka« brachte zwei Junge zur Welt, die waren aber so schwach, der Tierarzt meinte nur, wir sollten sie erlösen. Aber da kennt er meine Lyudmyla schlecht! Sie hat sich liebevoll um Emma und Lisa gekümmert. Normalerweise dauert es nach der Geburt nur wenige Minuten, bis die Lämmer auf eigenen Beinen stehen. Bei unseren hat es mehr als einen Monat gedauert, jetzt sind es kräftige und sehr zutrauliche Ziegen.

Richtig traurig war 2024, dass ich meine geliebte Anika gehen lassen musste. 11 Jahre ist sie alt geworden und hatte in ihrem letzten Jahr schon große Probleme mit den Hinterbeinen. Sie konnte nicht mehr ohne Hilfe laufen, für sie war es dann doch eine Erlösung. Ich werde sie nie vergessen, genau so wie ihre einzigartige Mama Irma, die wir leider schon 2019 verloren. Aber ich konnte dann nicht anders und schaute auf Facebook immer wieder mal beim Tierheim Tscherkassy rein. Da kam ein Hilferuf von einer Kaserne in unserer Nähe, wo Welpen dringend eine neue Familie suchten. Wir sind hingefahren und konnten nicht widerstehen.

Das ist Charly als Welpe und gehört jetzt zur Familie. Er ist kein reinrassiger Schäferhund, er hat wohl auch kaukasische Schäferhunde als Vorfahren und vermutlich einen störrischen Esel. Er ist lieb, sehr verspielt, aber eben auch ein Sturkopf. Ich habe keine Chance, ihn an der Leine zu führen, sobald ich sie anlege, setzt er sich hin und rührt sich nicht vom Fleck. Mit einer Schulterhöhe von aktuell 70cm ist er sehr groß und imposant, auf alle Fälle brauchen wir weiterhin keine Alarmanlage. Wir werden sehen, wie er sich entwickelt. Ich hoffe nur, er ist endlich ausgewachsen.


 

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