Leben ohne Strom

Es gibt Aussteiger und Menschen, die sich entschieden haben, ohne Strom und fließend Wasser zu leben. Zu denen gehören wir definitiv nicht. Einen Stromausfall hat wohl jeder schon einmal erlebt, sei es durch Unwetter oder Wartungsarbeiten hervorgerufen. In der Ukraine wird die Situation aktuell immer dramatischer.

Wir haben es schon erlebt im Winter 2022/23. Da griffen die russischen Bastarde mit Raketen gezielt die energetische Infrastruktur an. Dabei zum großen Teil Umspannwerke, Trafostationen und weniger die Kraftwerke selbst. Trotzdem war die Situation extrem angespannt. Von Oktober 2022 bis Februar 2023 galten Stromabschaltpläne. In ruhigeren Zeiten hieß es bei uns: 4 Stunden Strom, 2 Stunden Abschaltung. Nach erneuten Raketenangriffen und Treffern konnte das jedoch auch mal umgedreht sein, also 4h Abschaltung. Es war eine kritische Zeit, die Ukraine hat das aber gut gemeistert. In den Städten und größeren Dörfern gab es sogenannte »Пункт Незламності« (Punkte der Unbesiegbarkeit). Dort konnten die Menschen ihreTelefone laden, etwas heißes essen und trinken, sich aufwärmen und oft gab es einen Fernseher, an dem man die Nachrichten verfolgen konnte.

Technisch geht die Ukraine auch mit der Zeit, so wie die Luftalarm-App gab es Online eine Karte, auf der die entsprechenden Stützpunkte abrufbar waren. Wir selbst mussten davon zum Glück keinen Gebrauch machen. Wir heizen eh mit Holz und haben einen Generator. Der reicht für die Kühlschränke, das Licht und für die Mediengeräte.

Noch vor dem Krieg hatte ich ein Backhäuschen gebaut, den Ofen haben wir intensiv genutzt, Brot und Brötchen selbst gebacken, auch mal eine Pizza oder Fleisch und andere Gerichte darin zubereitet. Nun, diesen Ofen werden wir diesen Sommer wohl wieder des öfteren nutzen müssen und nicht nur als Hobby.

 

Diese russischen Banditen hatten im Frühjahr ihre Taktik geändert und gezielt die Kraftwerke angegriffen, auch die Wasserkraftwerke in Dnipro, bei uns in Kaniv und anderswo. Laut Ukrenergo zerbombten die Kazappen allein in diesem Jahr mindestens 6000 Megawatt Kraftwerksleistung. Der größte Energiekonzern DETEK teilte mit, dass allein im März und April 50% der Energieinfrastruktur zerstört wurden. Nach wie vor fehlt es in der Ukraine an entsprechender Luftabwehr. Besonders bitter: teilweise gab es Treffer, weil es keine Abwehrraketen mehr gab!

Und als ob das nicht genug wäre, rufen die Energiekonzerne immer lauter nach Strompreiserhöhungen. In Europa haben wir zwar mit die niedrigsten Kosten, aktuell zahlen wir ca. 7 Cent/kWh, man sollte das aber auch im Vergleich zu den Einkommen sehen. Und jetzt sollen die, die hier geblieben und nicht geflüchtet sind, die das Land am Laufen halten und verteidigen, auch noch die Kosten der russischen Zerstörungen tragen? Das ist pervers.

Und es wird leider noch schlimmer kommen

Aktuell wird immer wieder und sehr dringend zum Stromsparen aufgerufen. Gestern Abend und in der Nacht hatten auch wir nach langer Zeit wieder einmal Stromausfall. Ein Grund dafür wird sein, dass wir aktuell Nachts einstellige Temperaturen haben, in den Städten wurde die Fernwärmeversorgung schon im April beendet und nun laufen da wohl in vielen Wohnungen elektrischer Heizkörper. Wie das dann an heißen Sommertagen wird, wenn sie alle Warnungen ignorieren und trotzdem ihre Klimaanlagen einschalten, kann man sich denken.

Nicht gerade mit Optimismus sieht man auch dem kommenden Winter und der Heizperiode entgegen. Neben Kraftwerken hat dieses russische Gesindel auch eine Menge Wärmekraftwerke getroffen. Deren Wiederaufbau und auch der Kraftwerke dauert mehrere Jahre! Es wird hart werden, besonders für die Städter, ich vertraue aber auf den Einfallsreichtum der Ukrainer. Lieber frieren wir, als uns diesen Halbmongolen ergeben!

Last Minute Update!

Während ich dabei bin, diesen Artikel zu veröffentlichen, war wieder Stromabschaltung, der Generator läuft. Und wie ich auf der Webseite unseres Energieunternehmens eben las, gelten ab Morgen wieder stündliche Abschaltpläne.


 

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