Sitten, Bräuche und Aberglaube in der Ukraine (3)

Es geht weiter.Störche bringen Glück In den ersten beiden Teilen [1] [2] habe ich einen Blick auf die Sitten und Bräuche für Gäste und Gastgeber geworfen, dazu noch ein kleiner Nachtrag, bevor wir schauen, welcher Aberglaube in den Herzen der hiesigen Bewohner verwurzelt ist. Bei einem Zusammensein wird viel gelacht, gescherzt, es werden auch Witze erzählt. Vermeidet aber anstößige oder zu derbe Witze, die haben da nichts verloren und es gibt nichts Schlimmeres als eine peinliche Stille.

So, und nun zum Aberglauben. Bei den Slawischen Völkern gibt es immer noch Angst vor dem bösen Blick und vor schlechten Omen. Aber es gibt wiederum Mittel und Wege, um etwas von sich abzuwenden:

  • Sieht man jemanden mit leerem Behältnis (Eimer, Fass, Schubkarre) auf der Straße, ist dies ein schlimmes Omen. Der Tag ist nämlich verloren, den Tag kann man getrost vergessen. Ganz schlimm gilt auf dem Lande eine Bäuerin, unterwegs mit leerem Eimer. Da hilft auch kein Mittelchen dagegen. Da das aber bekannt ist und man niemandem etwas böses wünscht, legt man immer etwas in das Behältnis und sei es nur ein alter Lappen.
  • Nach Anbruch der Dunkelheit soll nichts mehr aus dem Haus gegeben werden. Das würde Diebe anziehen, man würde im Schlaf Besitz verlieren. Das gilt z.B. auch für den Müll, der soll dann lieber bis zum Morgen warten. Keine gute Idee ist es auch, sich nach Anbruch der Dunkelheit etwas vom Nachbarn zu borgen. Hilfsbereit sind sie ja, es kann aber passieren, dass man auf den nächsten Tag vertröstet wird. Eventuell lässt sich der Nachbar aber darauf ein, indem er das Gewünschte nicht direkt in die Hand gibt.
  • Seid Ihr vergesslich, wenn Ihr aus dem Haus geht? Ein Ukrainer wird es sich dreimal überlegen, ob er zurück geht, denn das gilt als ein schlechtes Omen. Ist es unvermeidlich, dann daheim noch einmal in den Spiegel schauen und alles ist gut.
  • Geht jemand kurz aus dem Haus, so soll in dieser Zeit nicht der Boden gekehrt oder gesaugt werden. Sonst kommt der Betreffende nicht zurück oder es passiert etwas mit ihm.
  • Auch bei den Slawischen Völkern glaubt man an ein Unglück, wenn einem eine schwarze Katze über den Weg läuft. Man hat 2 Möglichkeiten, Unglück abzuwenden. Entweder man nimmt einen anderen Weg, der sich nicht mit dem der Katze kreuzt oder greift gedankenschnell an einen Knopf seiner Jacke, solang die Katze auf dem Weg zu sehen ist.
  • In Deutschland gibt es den Aberglauben „Ein zerbrochener Spiegel bringt sieben Jahre Pech“. Hintergrund ist übrigens, dass bei unseren Ahnen Spiegel begehrt, aber auch sehr teuer waren. Mit diesem Spruch hat man die Dienstmädchen gewarnt, damit sie mit den Spiegeln besonders vorsichtig sind. Bei den Slawischen Völkern bringt ein zerbrochener Spiegel Unglück, wenn man hineinschaut. Ein zerbrochener Spiegel wird deshalb so schnell wie möglich weggeworfen.
  • Vorsicht ist auch beim Haare schneiden angesagt. Die abgeschnittenen Haare sind so zu entsorgen, dass sie nicht vom Winde verweht werden können. Das bringt Kopfschmerzen oder etwas Schlechtes passiert.
  • Geht ihr mit Partner/Partnerin spazieren, dann hütet Euch davor, dass eine Zigeunerin zwischen Euch hindurchgeht. Das bringt Unglück in der Liebe und bedeutet eine schnelle Trennung. Abhilfe schafft ein „Gruß für hundert Jahre“, den man der Zigeunerin hinterher ruft.
  • Findet Ihr auf dem Weg eine Münze? Vorsicht! Diese soll man nur aufheben und bringt Glück, wenn sie mit dem Kopf nach oben liegt. Sollte die Zahl oben liegen, bringt ---- klar, Unglück.

Dann gibt es noch allgemeine Mittelchen, die helfen, ein Unglück zu vermeiden. So trägt meine Frau immer eine Sicherheitsnadel am Kleidungsstück, das schützt vor bösen Blicken. Auch sind in unseren Zimmerecken oder unter Möbeln Kleinmünzen versteckt. Auch das wendet Unglück ab. Aber nicht alles, was einem begegnen kann, ist schlimm. Es gibt sie, die guten Omen. Das ein oder andere ist auch in Deutschland bekannt:

  • Das größte Glück für Haus und Bewohner ist es, wenn ein Storchenpaar im oder vor dem Grundstück nistet. Man sieht diese in der Ukraine sehr häufig und auch viele Grundstücke, die extra einen Mast mit Nistplatz für die Störche aufgestellt haben.
  • Begegnet man einem Buckligen auf dem Weg, so bringt das Glück. Noch mehr Glück bringt es, den Buckel anzufassen.
  • Geht man auf eine längere Reise, so setzt man sich vor dem Aufbruch noch einmal hin. Auch die Zurückgebliebenen sind aufgefordert, dies zu tun. Dies gilt als Vorbote für eine gute Reise. Wie ich finde, eine sehr nützliche Tradition. Man kann in sich gehen und überlegen, ob alles in Ordnung ist. Ist der Herd ausgeschaltet? Das Gas? Der Wasserhahn? Die Kaffeemaschine? Habe ich alles eingepackt? Reisedokumente, Fahrscheine, Geschenke?
  • Wie ich schrieb, ist es ein böses Omen, wenn man einer Frau mit leerem Eimer begegnet. Trifft man hingegen ein junges Mädchen mit vollem Eimer, ist das ein gutes Omen.
  • Auch in der Ukraine bringt zerbrochenes Porzellan Glück. Man sollte das aber dem Zufall überlassen.
  • Fliegt ein Vogel ins Haus, hat der Hauseigentümer Glück und Geld.
  • Ein gefundenes Hufeisen bringt ebenfalls Glück.
  • Spinnen in der Wohnung sollten auf keinen Fall getötet werden, sie bringen Geld ins Haus.
  • Wenn man etwas plant, dann mit niemanden darüber reden! Außer natürlich mit denen, die unmittelbar damit zu tun haben oder bei denen es unumgänglich ist. Schafft man es, das Geplante bis zur Ausführung für sich zu behalten, gelingt das Vorhaben auch.

Ich hoffe, dieser Dreiteiler hat Euch gefallen. Das Wissen um diese Eigenheiten bringt einem die Seele der Ukrainer doch ein Stück näher und macht sie einfach liebenswerter. Es gibt über Sitten, Bräuche und den Aberglauben noch viel mehr zu entdecken, ich werde dran bleiben und weiter darüber schreiben [Die Nachträge findet ihr hier]. Zum Schluss ein Letztes, gutes Omen:

Alles, was im Regen anfängt, hat ein gutes Ende.


 

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