Bericht von der Front und eine neue Hilfsaktion
In meinem Freundeskreis gibt es mehrere Deutsche, die nach wie vor in der Ukraine leben. So auch der Schriftsteller und Journalist Christoph Brumme, der in Poltawa sein Zuhause gefunden hat.
Christoph schreibt natürlich viel über die aktuelle Situation in seinem Blog, für diverse Zeitungen, gibt Interviews und war jetzt nicht das erste Mal ziemlich nah an der Front, aktuell reiste er für fast 2 Wochen nach Slowjansk, der letzten Basis vor der heißen Zone und schrieb das hier auf Facebook:
Schnell kamen in den Kommentaren Angebote für Hilfe und um diese zu koordinieren und schnellstmöglich zu realisieren, startete ich am Dienstag eine Spendenaktion. Die gewünschten Sachen gibt es ja in den Onlineshops bei uns. Fast 2000 Euro kamen in zwei Tagen zusammen und wir bestellen die gewünschten Bandagen, mobile Tragen, Ampullentaschen, ein Nachtsichtgerät und diverse Tabletten. Es ging alles sehr schnell, wir konnten innerhalb weniger Tage alles bestellen und nach Slowjansk schicken.
So ganz reibungslos verlief die Bestellung jedoch nicht. Die Anbieterin für die speziellen Ampullentaschen wollte dann doch eine Vorauszahlung, wie sich herausstellte, wollte sie davon das Material kaufen und die Taschen dann erst nähen. Das ging natürlich nicht, wir fanden dann einen Anbieter in Kyjiw und riefen vorsichtshalber erst einmal an. Und trotzdem es schon am Abend, lange nach Geschäftsschluss war, ging ein sehr sympathischer Mann ans Telefon. Wir kamen ins Gespräch und als er hörte, um was es ging, versprach er uns 10 der gewünschten Taschen zu schicken, wir müssten jedoch nur 9 bezahlen! Auf meine Nachfrage, er müsse ja auch Geld verdienen, meinte er „Erst müssen die Kazappen aus dem Land gejagt werden, dann können wir wieder ans Geld verdienen denken.“
Auch bei dem Nachtsichtgerät gab es Probleme. Die Firma, bei der wir bestellten, rief uns an und teilte uns mit, dass sie das Gerät leider nicht liefern können. Die ganze Charge, die sie aus Polen erhalten hatten, war sabotiert und wurde zurückgeschickt! Dabei war der gemeine Eingriff so perfekt gemacht, dass man es von außen nicht sehen konnte und sich erst beim Einsatz an der Front herausstellte. Soviel mal zu der Gefahr, die von Russen im Ausland und deren prorussischen Mitläufern ausgeht. Seid wachsam! Es ist ganz einfach so, wie es ein Freund von mir mal formulierte: „Dreh einem Russen nie den Rücken zu und verhandle mit ihm nur mit der Kalaschnikow in der Hand…“.
Am Freitag kamen die ersten Pakete an, der Rest am Samstag. Und das ist das tolle an Nova Poshta, dem privaten Paketservice in der Ukraine. Man kann die Pakete öffnen und kontrollieren, ob das gewünschte auch geliefert wurde. Erst dann bezahlt man. Und es war alles in Ordnung, wir bezahlten und schickten die Pakete gleich weiter nach Slowjansk, wo sie am Sonntag und Montag ankamen. Meine Frau Lyudmyla hatte dann in einer Vibergruppe unseres Dorfes mitgeteilt, dass wir am Samstag, um 16:00 Uhr wieder Pakete an die Front schicken, vielleicht möchte ja jemand den Jungs ganz vorne etwas Gutes tun? Und tatsächlich kam eine Frau mit einem ganzen Beutel voll mit Kaffee, Tee, Keksen und Naschereien. Eine tolle Geste.
Von der Aktion ist jetzt noch etwas Geld übrig, die Sanitäter haben uns schon eine weitere Wunschliste geschickt. Es sind ja zumeist Verbrauchsmaterialien und werden nicht ewig reichen. Falls noch jemand mitmachen möchte, wir bleiben da weiter am Ball. Meine Paypal-Adresse lautet paypal@ukraweb.com . Auf alle Fälle noch einmal ein ganz ganz großes Dankeschön an die Spender, die das ermöglicht haben. Ihr seid Spitze!
Noch etwas. Letzte Woche bekam ich auch dieses Video zu sehen (leider lässt sich das Video aus rechtlichen Gründen nicht einbetten). Diese Свині собаки (so nennt man diese Ungeheuer aus den nördlichen Sümpfen unter anderem hier, übersetzt: Schweinehunde) machen gezielt Jagd auf Sanitäter! Da fehlen einem wirklich die Worte…
https://www.youtube.com/watch?v=h6JLDA50TQo
"... Нахуй ідіть, москалі!"