Tipps und Hinweise zum Autofahren in der Ukraine

Immer wieder bekomme ich Anfragen, wie denn die Verkehrssituation in der Ukraine wäre. Viele meiner Gäste kommen mit dem eigenen Auto oder nehmen sich am Flughafen in Kyiv einen Mietwagen. Man hört da so einiges an  Vorurteilen, manche enthalten auch einen wahren Kern oder betreffen Situationen, wie sie vor Jahren vielleicht galten, andere sind einfach nur grotesk. Schauen wir heute einmal, wie es aktuell so aussieht.

Straßenzustand

Auch wenn sich die letzten Jahre so einiges gebessert hat, es gibt leider immer noch Straßen, die den Namen eigentlich nicht verdienen. Besonders, wenn es abseits der Hauptstrecken auf entfernte Dörfer geht, kommt schnell der Wunsch auf, man hätte einen Panzer oder wenigstens einen SUV. Mit Ferrari oder einem tiefer gelegten Golf würde ich nicht in die Ukraine fahren. Den Hauptteil der Strecke wird man aber auf mit M-XX, H-XX oder P-XX nummerierten Straßen zurücklegen (XX steht für die Nummer). Da diese Buchstaben ja aus dem Kyrillischen kommen, müsste man sie mit N statt H und R statt P übersetzen. Dabei steht das M für Autobahnen, N sind Nationale Straßen und R = regionale Straßen.

M-Straßen sind zumeist mehrspurig, aufpassen muss man da vor allem bei der Geschwindigkeit, diese Straßen können direkt durch Dörfer oder Städte führen! Vor einer Reise sollte man sich gut informieren, wie der Straßenzustand zum Zielgebiet ist. Für die Hauptverbindungen kann die Webseite https://autostrada.info/ua/map eine Hilfe sein. Hier ein Screenshot:

  • Rot markiert sind Straßen in schlechtem Zustand
  • Gelb markiert sind Straßen in halbwegs gutem Zustand
  • Grün markiert sind Straßen in gutem Zustand.
  • Grau markiert sind Straßen mit unbekanntem Zustand

Ganz aktuell ist die Karte selbst nicht, ja, ich würde sagen, der Straßenzustand ist aktuell etwas besser. Und selbst wenn die Straße rot markiert ist, so ist diese zumindest noch befahrbar. Da wäre es aber ratsam, wenn man diese nur bei Tageslicht befährt. Aktuellere Infos gibt es auf der Seite, wenn man im Menü oben »ТРАССЫ УКРАИНЫ« klickt. Hier werden die einzelnen Straßen aufgeführt und mit einem Klick auf diese kommt man zu Bewertungen, die Abschnitte der Straße betreffen und sehr aktuell sind. Auch ohne Sprachkenntnisse ist die Seite verständlich oder man lässt sich diese von Google übersetzen.

Tipp: Kontrolliert vor der Reise auch Euer Ersatzrad und Montagewerkzeuge! Man reist dann auf alle Fälle ruhiger.

Besonderheiten bei den Verkehrsvorschriften

In der Ukraine gibt es kaum Abweichungen von der StVO. Bei den Geschwindigkeiten gilt, wenn nicht anders angegeben:

  • in Ortschaften 50 km/h (erst seit 2019! Vorher waren es 60 km/h)
  • außerhalb von Ortschaften 90 km/h
  • auf Schnellstraßen 110km/h
  • auf Autobahnen 130 km/h

Bei Kreisverkehren ist mir eine Besonderheit aufgefallen. Normal hat hier auch der Vorfahrt, der im Kreisverkehr ist. Man blinkt aber rechts, wenn man einfahren will, dann links, so lange man im Kreisverkehr ist und wieder rechts, wenn man den Kreisverkehr verlassen will.

In den Wintermonaten ab 1. Oktober bis 30. April ist außerhalb von Ortschaften auch mit Licht zu fahren.

Auch in der Ukraine sind Warnwesten Pflicht, ebenso ein Feuerlöscher.

Navis

Wer ein Navi im Auto hat, kommt damit auch gut in der Ukraine zurecht. Tom Tom, Here, Garmin – wie mir berichtet wird, funktionieren diese gut. Eventuell solltet Ihr mal prüfen, ob die Ukraine in Eurem Kartenpaket dabei ist und vor allem aktuell. Habt Ihr z.B. nur EU, dann ist sie wahrscheinlich NICHT dabei!

Tipp: Mein Freund Torsten auf Facebook gab mir folgenden Tipp für Euch mit: Seid Ihr in der Ukraine, kauft so schnell wie möglich eine ukrainische Simkarte für Euer Smartphone. Die ist in fast jedem Laden erhältlich und ohne Registrierung zu bekommen. Dann kann man mit Google navigieren. Staus, Straßensperrungen, die einen dann mal schnell in die Irre oder die Walachei führen, etc. – da ist Google wirklich das beste kostenfreie Mittel der Wahl.

An der Grenze

Bei der Einreise mit dem Auto wird auch das Auto registriert. Die grüne Versicherungskarte muss vorhanden und sollte man nicht Besitzer des Fahrzeuges sein, benötigt man eine entsprechende Vollmacht! Ganz wichtig ist das bei Firmenfahrzeugen. Mein Freund Andreas kommt regelmäßig mit dem Firmenwagen zu uns, er hat mir die Vollmacht seiner Firma zur Verfügung gestellt. Ich habe diese zu einer Beispielvorlage umgearbeitet, Ihr könnt diese hier downloaden (Open/Libre Office | Word) und an Eure Verhältnisse anpassen. Ein Firmenstempel wäre nicht schlecht, die Ukrainer lieben Stempel. Ich habe hier und da was von einer Bestätigung per Apostille gelesen, bisher hat das niemand verlangt.

Hinweis zu dem Dokument: Ich habe in den Dokumenten die auszufüllenden Felder markiert. Wenn Ihr alles eingetragen habt, markiert den ganzen Text (STRG+A) und wählt bei Hintergrundfarbe »transparent«, dann verschwindet die gelbe Hervorhebung.

Hat Euer Fahrzeug eine LKW-Zulassung, kann es passieren, dass Ihr nach dem Ziel gefragt werdet. Vereinzelt(!) ist es meinen Gästen schon passiert, dass sie dann eine Art Maut bezahlen mussten. Mein Freund Ralf sagte treuherzig, dass er nach Tscherkassy will und dann waren gleich mal 1700 Hriwna fällig, was ungefähr einem Hriwna pro Kilometer für die Hin- und Rückfahrt gleichkommt. Wie erwähnt, das ist bei meinen Gästen bisher zweimal vorgekommen und immer nur am Grenzübergang Krakowez (E40). Man bekommt zwar eine Quittung, ob das berechtigt ist oder nicht, habe ich bisher noch nicht herausgefunden. Kontrollieren tut bisher niemand, wohin man fährt. Also es liegt an Euch, was Ihr als Ziel angebt…

Leihwagen

Unsere Gäste, die mit dem Flugzeug anreisen, sind inzwischen dazu übergegangen, sich einen Leihwagen zu nehmen. Das kann man bei der Flugbuchung gleich mit erledigen oder sucht im Internet. Es gibt mittlerweile genügend Anbieter und der Preis liegt ungefähr bei 150 bis 200 Euro / Woche. Das ist nicht viel mehr als eine Abholung mit Taxi und man ist flexibel.

Bei der Übernahme schaut genau auf vorhandene Schäden und klärt das mit dem Vermieter, macht am besten ein Foto mit Datum. Sicher ist sicher.

Und falls Euch in Deutschland jemand einreden will, dass hier Leihwagen spezielle Nummern haben und ausgeraubt werden, dann grüßt ihn von mir und richtet ihm aus, er wäre ein Volltrottel. Ja, ich habe so etwas schon zu hören bekommen, das ist natürlich Schwachsinn.

Tipps zum Verkehrsverhalten

Fahrt ganz normal, lasst Euch nicht verrückt machen und hier zählt wirklich: Der Klügere gibt nach. Bis auf die großen Städte ist das Verkehrsaufkommen moderat, was einige Ukrainer auch verleitet, vor allem mit SUVs und Nobelkarossen, die Sau rauszulassen. Solche Chaoten gibt es leider überall, die durchgezogene Linien ignorieren und ihren Führerschein anscheinend im Lotto gewonnen haben.

Besondere Vorsicht empfehle ich beim Linksabbiegen. Behaltet den Rückspiegel im Auge, nicht dass Euch noch jemand überholt! Ist mir in den letzten zwei Jahren schon viermal passiert.

Und wenn Euch mal so ein Verkehrsrowdy begegnet, haltet Euch mit Stinkefinger oder anderen, eindeutigen Beleidigungen zurück! Das mögen sie hier gar nicht und könnten überreagieren.

Verkehrskontrollen der Polizei können vorkommen, das ist aber sehr zurückgegangen und die Fälle von Abzocke sind fast gegen Null zurückgegangen. Habt Ihr was falsch gemacht oder wart zu schnell, stellen die Polizisten einen Strafzettel aus, es wird keinesfalls vor Ort kassiert! Soviel ich herausfand, muss die Strafe vor der Heimreise bei einer Bank überwiesen werden. Die Quittung gut aufheben! Vielleicht erfahre ich noch näheres dazu, dann füge ich das hier noch mit ein.

Radarkontrollen gibt es auch. Die Polizei hat hier eine Karte veröffentlicht, auf denen Strecken eingezeichnet sind, die regelmäßig kontrolliert werden. http://patrol.police.gov.ua/2019/11/19/karta-i-tablytsi-trucam/

Das wäre erst einmal alles. Macht Euch keinen Kopf, der Verkehr läuft hier ganz normal, Ausnahmen gibt es ja in jedem Land. Also, dann wünsche ich Euch: Gute Fahrt!


 

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