Schwein gehabt – und „Die Leiden des jungen Lada-Fahrers“

Es ist der April 2018. Nachdem wir all die Jahre immer Geflügel hatten, wollten wir jetzt einmal etwas Abwechslung im Speiseplan.  Meine Frau meinte, lass uns doch zwei Ferkel kaufen und mästen, die Ziegen sind ja auch weg, Platz haben wir. Der Plan war gut, die Frage war jetzt, welche Rasse wir nehmen? Es gibt Schweinerassen, die werden speziell für viel Speck gezüchtet und es gibt Rassen, bei denen das Augenmerk auf Fleisch liegt. Nichts gegen Speck, aber Fleisch ist mir doch lieber. Also kauften wir zwei männliche Ferkel von gut 12kg einer ukrainischen Landrasse und tauften sie Putin und Lawrow…

Hinweis: Wer etwas gegen das Schlachten von Schweinen hat, aus welchen Gründen auch immer,  oder die traditionelle Art, wie sie in der Ukraine durchgeführt wird, der blättere bitte einfach weiter oder verlasse diese Seite!

Die beiden Ferkel wurden dann auch kastriert, ein Vorgang, der in nicht einmal 5 Minuten erledigt war und den sie mit einem kurzen Grunzen problemlos wegsteckten. Und sie hatten es – trotz ihres Namens – wirklich gut bei uns. Bestes Futter, bestehend aus Heu und Getreide, vor allem Mais – und von August bis Dezember mampften sie fleißig und mit Wonne unseren riesigen Kürbisvorrat zusammen. Damit hatten wir sie ganz schön verwöhnt,  Rüben mochten sie dann nicht so sehr. Gut 140 bis 150kg brachten sie dann im Februar auf die Waage.

Wie meine Leser wissen, haben wir letzten Sommer ein Haus gekauft und sind jetzt mitten im Umzug. Für die Schweine haben wir leider noch keinen Platz und wir entschlossen uns, jetzt schon zu schlachten, auch wenn es heißt, ein Schwein sollte wenigstens einen Geburtstag feiern. Das Wetter um die 0°C war Anfang Februar jedoch ideal, also hieß es an zwei Wochenenden: Es ist Schlachtfest!

Zuerst war das Schwein Putin dran, die Woche darauf Lawrow. Ein gezielter Stich ins Herz und das war es. Wie es dann weiter ging und was den guten Speck in der Ukraine ausmacht, zeigt Euch folgende Bildershow und im Video könnt Ihr eine noch bessere Vorstellung davon bekommen, wie so eine Schlachtung abläuft:

Und noch eine kleine Anekdote hinterher, die in Deutschland undenkbar wäre. Wir haben ja seit letztem Sommer ein Auto. Bisher kamen wir ja gut mit dem öffentlichen Nahverkehr zurecht, wenn man aber drei Dörfer weiter baut, braucht es einen fahrbaren Untersatz. Nun gut, der Lada hat vier Räder, ein Dach ist auch da, man kommt von A nach B und so ein Gefährt ist in der Ukraine bezahlbar und für die Bauzeit schon ok.  Aber so ein altes Auto hat immer wieder seine Macken und zickt ab und zu rum. An der Hydraulik war zwei Tage vor dem Schlachttermin etwas undicht, ich konnte kaum mehr die Gänge wechseln. Zum Glück gibt es in jedem Dorf begnadete Schrauber. Denn eines muss man den Ukrainern lassen. Im Reparieren suchen sie Ihresgleichen!  

Der Fehler war dann auch schnell behoben und ich zeigte dem Mechaniker noch mein Lenkrad, was irgendwie immer mehr Spiel hatte und wackelte. Er schaute sich das an, ziemlich rabiat schüttelte und rüttelte er daran und meinte, da müssen wir was schweißen – aber das machen wir nächste Woche. Ich könnte trotzdem problemlos damit fahren. Und so sind wir am Samstag dann auch noch nach Chervona Sloboda, haben alles für den Schlachttag vorbereitet, dann nach Tscherkassy, quer durch die ganze Stadt und wieder zurück nach Sahunivka. Das Lenkrad wackelte immer bedenklicher und ich fuhr immer vorsichtiger. Abends wollte ich noch schnell in den hiesigen Supermarkt und wie ich auf die Straße biege hatte ich auf einmal das Lenkrad in der Hand? Ja, das fehlte uns jetzt noch! Wie kommen wir nach Chervona Sloboda? Der Schlachter ist für 8:00 Uhr bestellt. Den Mechaniker angerufen – der saß aber schon in netter Runde beim 5. Horilka…

Also, was tun? Irgendetwas muss ich mir einfallen lassen! Nun, und das habe ich. Als ich dann am nächsten Tag unsren Freund Dirk abholte, hat er zwar Tränen gelacht, es war wohl die lustigste Fahrt mit den schönsten Sprüchen überhaupt. Und trotz Lachtränen in den Augen hat er es geschafft, ein Bild von meiner „Konstruktion“ zu machen:

Wozu ein Stück Winkeleisen alles gut ist? Rund 100km bin ich so gefahren, natürlich um einiges vorsichtiger und ich kam mir vor wie ein Pilot am Steuerknüppel – aber was soll ich sagen? Es ging. Und als ich Montag in die Werkstatt fuhr, grinsten alle Anwesenden, nickten aber anerkennend – und einer sagte mir, dass er das auch schon erlebt und so gemacht hatte. Tja, wie mein alter Meister immer sagte: Dumm darfst du sein, Hauptsache, du weißt dir zu helfen (und fährst nicht gerade auf deutschen Straßen).


 

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