Endlich! Es gibt keine kommunistischen Straßennamen mehr im Dorf
Aufgefallen ist es mir bei der letzten Stromabrechnung. Die Straßennamen bei uns im Dorf wurden, wie vom Gesetzgeber gewollt, entsprechend angepasst. Und auf unseren neuen Straßennamen kann man ja richtig stolz sein. Später mehr dazu. Viele Straßen bei uns trugen immer noch Namen der alten, kommunistischen „Idole“ oder Organisationen. Unsere Straße hieß Komsomolskaja, der Komsomol war die Jugendorganisation der KPdSU, das entspricht der FDJ in der ehemaligen DDR. Ebenso gab es die Pionierstraße, die Leninstraße und Straßen trugen Namen kommunistischer Dichter und sogar von kommunistischen Schergen, die viel Blut an ihren Händen hatten.
Bei Googlemaps findet man die neuen Namen noch nicht, aber bei Yandex sind sie schon aktualisiert. Anerkennenswert ist, dass man wirklich nur „Entkommunisiert“ und nicht „Entrussifiziert“ hat! So tragen die Straßen zu Ehren von Puschkin oder Juri Gagarin weiterhin deren Namen. Aber die Erinnerung an Nikolai Alexandrowitsch Schtschors, einen ukrainischen Kommunisten, der die ukrainische Unabhängigkeit bekämpfte, wurde entfernt oder die Erinnerung an Nadechda Krupskaja, Lenins Ehefrau. Die gibt es endlich nicht mehr.
Und gleich in meiner direkten Umgebung werden wir uns an mehrere neue Namen gewöhnen müssen. So trägt die Radjanska den Namen des ersten gefallenen Helden aus unserem Dorf, Illja Idel. In dieser Straße steht das Haus, in welchem er aufwuchs. Die Leninstraße bekam den Namen „Nebesnoij Sotni“, als Gedenken an die Toten auf dem Maidan, die „Himmlische Hundertschaft“. Und die Krupskaja trägt nun den Namen der berühmten, ukrainischen Künstlerin Kateryna Bilokur.
Und unsere „Komsomolskaja“ heißt nun вул. Іван Богун / Iwan Bohun, einem Polkownyk / Oberst der Saporoger Kosaken und einem engen Freund von Bohdan Chmelnyzkyi. Wikipedia schreibt über ihn:
Iwan Bohun wurde 1618 als Kind einer ukrainischen Szlachta-Familie in Brazlaw in der Ukraine geboren. Er nahm an allen wichtigen Schlachten des Chmelnyzkyj-Aufstandes teil und spielte eine herausragende Rolle in der Schlacht bei Berestetschko im Jahre 1651. Zunächst für den Vertrag von Perejaslaw mit dem Zarentum Russland wandte er sich nach dem Tod Chmelnyzkyjs gegen diesen.
Nachdem der Hetman Iwan Wyhowskyj den Vertrag von Hadjatsch mit der polnisch-litauischen Adelsrepublik 1658 abgeschlossenen hatte führte Bohun 1659 einen bewaffneten Aufstand in der Rechtsufrigen Ukraine gegen Iwan Wyhowskyj und die polnischen Kräfte, insbesondere bei Brazlaw, Uman und in der Schlacht von Konotop.
1662 wurde er durch die Polen verhaftet und in der Festung Marienburg inhaftiert. Ein Jahr später wurde er wieder frei gelassen, um im Gegenzug am Russisch-Polnischen Krieg 1654–1667 auf Seiten Polens gegen Russland teilzunehmen. Während des Rückzuges nach der misslungenen Belagerung von Hluchiw wurde er am 17. Februar 1664 verhaftet, der Übergabe wichtiger militärische Informationen an die belagerte russische Garnison beschuldigt und als Hochverräter von einem Erschießungskommando hingerichtet.
Ich freue mich, dass unsere Straße nun den Namen dieses Helden trägt. Und in der in Arbeit befindlichen Abhandlung über die ukrainischen Kosaken wird er uns garantiert wieder begegnen. Hier noch zwei Gemälde von ihm und das Denkmal an ihn in Vinytsia, die Bilder sind aus der Wikipedia und Gemeinfrei.
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Slava Ukraini!