Rückblick auf die Saison 2016 - Teil 1
Der letzte Mais ist geerntet, die letzten Karotten blanchiert – und die Schlachtsaison hat begonnen. Soeben haben wir wieder drei Gänse in Gläser gestopft und kochen diese ein. Jetzt geht es langsam ans Genießen der Früchte unserer Arbeit. Und der Sommer war wieder, wie für die Ukraine üblich, nahezu perfekt. Begleitet mich nun durch ein ganzes Gartenjahr in Wort und Bild.
Nach 6 Jahren Ukraine wäre ich ja fast soweit zu sagen „Jedes Jahr derselbe Trott“. Zum Glück ist es nicht so, die Arbeiten sind vielseitig, die Probleme und Glücksmomente auch. Und man lernt ja nie aus! Was jedes Jahr dasselbe ist – im November/Dezember ist man wirklich froh, alles geschafft zu haben und freut sich auf die ruhigere Zeit über den Winter. Gleichwohl, so gegen Ende Januar, Anfang Februar fängt es doch wieder an zu kribbeln. Alle Internetwetterdienste werden durchforstet und man hofft mit jedem Tag mehr, dass die Temperaturen in frostfreie Zonen steigen und wir endlich raus können. Es werden Pläne geschmiedet und Mitte Februar beginnt die Anzucht von Tomaten, Paprika, Gurken, Kohlpflanzen, usw.
Gespannt waren wir, ob ein kleiner Trick uns zu größeren Melonen verhilft. Da es bis zum schwarzen Meer einige hundert Kilometer sind, ist unsere Klimazone doch schon etwas gemäßigter, der professionelle Anbau von Melonen der Südukraine vorbehalten. Aber für den Eigenbedarf ist es kein Problem, auch da die Pflanzen vorzuziehen, was meine liebe Frau dieses Jahr auch gemacht hat. Und wie man auf dem Bild sieht, das Ergebnis war fantastisch! Und die waren auch sowas von lecker! Nicht nur die roten, auch die gelben Honigmelonen waren im August ein Hochgenuss.
Aber zurück zum Frühjahr. Nicht nur im Garten haben wir uns einiges vorgenommen, es waren auch 3000m² Acker zu bewirtschaften. Für Kartoffeln, Rüben, Mais, Zucchini und Kürbis haben wir damit nun genug Anbaufläche. Dazu eine Mähwiese von 300m² komplett mit Futterklee (Luzerne) und der Nachbar schräg gegenüber, ein junger Mann, hat keinen Bock auf Garten, er hat uns auch noch seinen Garten mit ~500m² zur Verfügung gestellt. Dort haben wir ebenfalls zur Hälfte Luzerne, das ist ganz praktisch. Brauchen wir doch so nicht jeden Abend weit fahren, um für unsre Tiere frisches Grün zu mähen. Also man sieht, faul waren wir nicht. Und ich danke immer wieder, dass ich so eine tolle Frau bekommen habe, welche ja die Hauptarbeit damit hat. Ohne sie wäre das schlicht unmöglich zu machen.
Ja, und dann hatten und haben wir natürlich wieder einiges an Tieren. Von den Warzenenten habe ich ja schon berichtet. Was hatten wir dieses Jahr noch? Natürlich Gänse. Im Inkubator brüteten wir 16 Stück aus, alle sind super gewachsen und wandern so langsam in Gläser oder den Backofen. Dann hatten wir wieder 50 Broiler, also Fleischhühner. Auch da lief alles super, die Sommerverpflegung für uns, diverse Grillabende und natürlich unsre Hunde war gesichert. Da ist bis auf ein paar Brustfilets auch nichts mehr da. Und dann natürlich die normalen Hühner für die Eierversorgung. Da lief es nicht ganz so wie geplant, es waren viel zu viele Hähne dabei. Darüber schreibe ich aber noch einmal separat etwas.
Kaninchen hatten wir nur drei Stück und werden das auch erst einmal lassen, wir stoßen an unsere Grenzen und werden auch nicht jünger. Denn wir haben ja noch unsere Ziegen! Die Julia T. und ihre Mutter Liselotte haben wir ja schon 5 bzw. 4 Jahre. Leider hat bei beiden die Deckung vor einem Jahr nicht geklappt, aber es sind doch gute Ziegen, sie bekommen jetzt noch eine Chance. Trotzdem mussten wir auf Ziegenmilch nicht verzichten. Meine Schwägerin war heilfroh, dass wir ihre Ziege mit jungem Bock übernommen haben. Denn mit Schweinen und Rindern hat sie genug zu tun und bei ihr trinkt niemand Ziegenmilch. Die war im Winter nur für die Schweine gedacht.
Habe ich alles, nichts vergessen? Nun ja, das waren zeitweise 125 Tiere auf dem Hof, langweilig war es uns nicht.
Anbei ein paar Bilder vom Frühjahr, im nächsten Teil kommen wir zum Sommer, zur Erfüllung eines Traums und der Realisierung eines hilfreichen Bastelprojekts. Wir sehen uns…
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vielen Dank für Deinen lieben Kommentar. Es freut mich, wenn Dir meine/unsere Geschichten gefallen. Ganz am Anfang habe ich auch was zu uns geschrieben, aber da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Wir haben uns 2000 in Deutschland kennen - und lieben gelernt, nach den bürokratischen Hürden 2001 geheiratet. 2003 war ich dann das erste Mal selbst in der Ukraine und das hat mich nicht mehr losgelassen. Bis 2010 lebten wir zusammen in Deutschland, dann kam der Umzug in die Ukraine. Wie gesagt, in den ersten Beiträgen habe ich einiges darüber geschrieben, geh doch mal im Menü auf Blog - Chronologische Anzeige und blättere ganz nach hinten.
Geplant war es bei uns auch viel später, also im "Rentenalter". Da war aber zum einen die blöde Situation mit der Arbeit für meine Frau. 2010 war sie 50 geworden, Du weißt, wie schwer es dann wird, einen annehmbaren, einigermaßen fair bezahlten und vor allem festen Arbeitsplatz zu bekommen. Zum anderen war bei meiner Frau die Sehnsucht nach den Enkelkindern sehr groß. Und ich habe gesagt: wir leben jetzt! Also warum warten? ;) Gut, als Webdesigner und Programmierer kann ich sehr gut von hier aus arbeiten, geht nicht bei jedem.
Die Lücke zwischen 2014 und jetzt ist entstanden, weil ich angesichts der Situation in der Ukraine, dem Krieg, den vielen Toten, einfach nicht über "profane" Dinge wie Entenzucht schreiben konnte. Ich wurde aber ermuntert, weiter zu machen und habe meine Meinung geändert. Und gerade jetzt will ich zeigen, dass das Leben auch in schlechten Zeiten weiter geht.