Beiträge in der Kategorie: „Essays“

 

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen…“ Nun, ich bin nicht nur gereist, ich bin da geblieben und hoffe, ich kann viel erzählen!

Von Zecken und wie der Maidan Menschen verändern kann

13.04.2014

Wir haben zur Zeit bei unseren Hunden immer wieder Probleme mit Zecken, trotz Impfung und Tropfen  schlagen diese Biester zu. Meine Frau entfernte unsrer Irma vorgestern eine Zecke, leider blieb wohl der Kopf stecken und heute Vormittag entdeckten wir eine kreisrunde Entzündung. Was machen? Es ist Sonntag. Milla rief trotzdem unsere örtliche Veterinärapothekerin an, die gleichzeitig auch Tierärztin ist. Sie versprach, selbstverständlich komme ich!    » weiterlesen

Gastbeitrag: »Jens Jessen – ein prorussischer Kriegshetzer?«

04.04.2014

Boernepreis-2012-ffm-jens-jessen-051Betrachtungen eines deutschen Residenten in der Ukraine zum Artikel „Teufelspakt für die Ukraine“ in DIE ZEIT Nº 14/2014 | 28. März 2014 | 16:59 Uhr

Jens Jessen stellt die Nachkriegsgrenzen nach dem heißen Krieg und die Grenzen nach dem kalten Krieg in Frage und soll, so vielleicht sein Auftrag von Kreml-Chef Putin, die ideologischen Bereitschaften für die Anerkennung weiterer Annexionen des Kremls schaffen. Das ist Kriegsvorbereitung und man sollte solchen Leuten das Handwerk legen.

Der Zankapfel ist jetzt die Krim und morgen vielleicht Karelien?
Wenn die Krim kein integraler Bestandteil der Ukraine war, wohin gehörte sie dann?   » weiterlesen

Jens, sage mir, wer wird uns helfen?

28.03.2014

Diese Frage stellte mir gestern eine ukrainische Freundin anhand der zutiefst bedrohlichen Lage an der Ostgrenze zur Ukraine. Mehr als 30 000 russische Soldaten stehen dort bereit und warten nur auf einen Wink aus dem Kreml. Dazu kam ein Erlebnis ihrer Mutter in Charkiw. Sie erzählte mir folgendes:

Stellt Dir vor, meine Mutter war heute auf der Straße, hat mit dem Handy telefoniert. Als sie fertig war, kam ihre Nachbarin und sagte: „Ich habe gehört, dass sie gegen die Russen sind! Aber warten Sie nur, wenn unsere Soldaten einmarschieren hängen wir Euch alle auf dem Hauptplatz auf!“   » weiterlesen

Nachtgedanken [3]

08.03.2014

Wieder flitzen die Gedanken durch den Kopf. Euphorie – Melancholie, Wut – Angst, Patriotismus – Pessimismus. Aktuell erleben wir ein Wechselbad der Gefühle im Sekundentakt. Und wieder habe ich das ein oder andere aufgeschrieben:

Udo Lielischkis erzählte gestern in der Tagesschau, dass ein lokaler Sender auf der Krim eine Umfrage gestartet hat. 88% wären demnach für einen Verbleib in der Ukraine, 12% sind dagegen. Auch andere Erhebungen kommen zu einem Ergebnis pro Ukraine. Natürlich ist das nicht repräsentativ, bestätigt aber meine Vermutungen. Die Gegner von Demokratie, Antikorruptionsmaßnahmen und mehr Gerechtigkeit auf der Krim schieben die sogenannten, angeblichen „Kiewer Faschisten“ nur vor. Klar haben die Angst vor denen, ist ja ganz logisch. Als Nutznießer, Mittäter und Mitläufer von Janukowitschs Mafiabande hätte ich auch Angst! Kommt doch hin, oder?   » weiterlesen

Ein Wort zum ukrainischen Nationalismus

05.03.2014

Hier ein Gastbeitrag von Kurt Simmchen. Er lebt seit 10 Jahren in der Nähe von Iwano-Frankivsk:

Zuerst ein Zitat aus dem Artikel „Putins Kleinrussen“ aus der Süddeutschen Zeitung:

Die Warnung Moskaus vor Extremisten und Faschisten, die jetzt im Nachbarland das Ruder übernommen hätten, ist ebenso zynisch wie maßlos. Zwar sitzen in der neuen Regierung in Kiew tatsächlich rechtsextreme Kräfte, die keine lupenreinen Demokraten sind, aber das kennt man ja in Moskau zur Genüge.

Wenn früher ein Dom oder sonst ein großes Gebäude errichtet wurde, dann wurde meistens nahe des Haupteingangs in der ersten, aus der Erde ragenden Fundamentschicht, der für dieses Bauwerk geltende Maßstab eingemeißelt. Damit wurde alles nach der gleichen Elle gemessen. Bei den Bauzeiten damals notwendig.
Heute bauen wir in Europa ein viel größeres Haus. Aber eine einheitliche Elle haben die ersten Baumeister nicht hinterlassen. Wie denn nun aber messen und wie sagen was zu klein ist?   » weiterlesen

Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin

05.03.2014

Bisher mutete uns dieser Satz von Carl Sandburg utopisch an. So wie es aussieht, sind die Ukrainer das erste Volk, welches diesen weit bekannten Spruch auch wirklich beherzigt! Dabei ist es weniger der schlechte Zustand des eigenen Militärs oder die klamme Kasse, die sie davon abhält. Die Menschen würden sogar mit Mistgabeln gegen Putlers Speznas antreten! Aber dieses Volk ist ein sehr tolerantes und lernt gerade, was echte Demokratie bedeutet. Und es ist sich der Auswirkungen – nicht nur für die Ukraine! – durchaus bewusst. So schmerzhaft es auch ist, wieder russische Invasoren im eigenen Land zu wissen, die Menschen bleiben ruhig. Das Bild oben links kursiert schon länger im Internet. Es spricht Bände! Ich liebe es und könnte den Künstler dafür umarmen.   » weiterlesen

Auswege

04.03.2014

Es sieht nicht gut aus für Putin. Egal was passiert, ihm glaubt jetzt niemand mehr!* „Er sitzt in der Mausefalle“ sagte mir gerade ein Freund. „Man muss ihm einen Ausweg offen halten, wo er sein Gesicht nicht verliert“ meinen Diplomaten.

Das „Gesicht verlieren“ – eine Redewendung aus dem asiatischen Raum. Die Japaner haben das mit Harakiri gelöst. Nein, soweit muss und soll es nicht kommen. Aber wie wäre es denn mit einem offenen, ehrlichen Bedauern? Das würde von Größe zeugen! Und wie ich die Ukrainer kenne, sie würden ihm in Freundschaft sogar die Hand reichen.

Dann die Krim verlassen, Janukowitsch nach Den Haag ausliefern und selbst jetzt noch wäre Putin der Friedensnobelpreis sicher! Ganz im Sinne eines Nelson Mandela.

Herr Putin! Denken Sie nach! Streifen Sie endlich ihr postsowjetisches Trauma ab! Die Welt würde ihnen zu Füßen liegen!

* Betrifft Spekulationen, wonach verdeckte Spezialeinheiten Russlands auf der Krim seien und auf eigene Leute schießen würden, um den Krieg zu rechtfertigen


Steinmeier gibt offen zu, dass sie nichts, aber auch gar nichts wissen!

03.03.2014

Im Nachtjournal der ARD sprach Ulrich Deppendorf mit dem Außenminister F.W. Steinmeier, SPD! Meine Hoffnung, Deutschland könnte helfen – diese Hoffnung ist nun auf den absoluten Nullpunkt gesunken. Schaut es Euch an. Ab 00:56: „Ich habe auch von Anfang an gesagt, wir müssen erstens die ukrainische Geschichte kennen, wenn wir dort helfen wollen ...“. Soweit richtig, jedoch ein Armutszeugnis, dass es noch nicht geschehen ist! Aber dann: „...und die Ukraine und insbesondere Kiew hat große Bedeutung etwa als Geburtstunde der russischen Orthodoxie!“   » weiterlesen

Nachtgedanken

02.03.2014

Nun ist es soweit. Ich erlebe das Undenkbare! Ich lebe in einem Land, welches sich im Krieg mit Russland befindet. Bis 2:00 Uhr letzter Nacht hatte ich mit Freunden, ebenfalls Residenten in der Ukraine telefoniert. Wir haben uns gegenseitig aufgebaut, etwas beruhigt. Und trotzdem, wie soll man da schlafen? Mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf. Ich hatte angefangen, diese aufzuschreiben, oft ohne Zusammenhang, es sind eben nur Gedanken. Hier sind sie, etwas überarbeitet und entschärft.   » weiterlesen

Deutschland, Europa – wacht auf!

01.03.2014

Liebe LeserInnen, wie gut ist euer Gedächtnis? Europa sieht sich als der Bewahrer von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und ist darin ein Vorbild für viele Länder und deren Bewohner. Als kleines Beispiel möchte ich an die Korruptionsvorwürfe und den Prozess gegen Expräsidenten Wulff erinnern. Worum ging es in diesem Prozess? Um nicht einmal 1000 Euro! Vielen erscheint das übertrieben, die Medien haben dem Fall auch eine sehr hohe und nicht immer faire Aufmerksamkeit gewidmet. Das Gericht entschied zugunsten Wulffs. Jedoch, es war richtig, den Vorwurf gerichtlich zu klären! Man zeigt damit gerade Ländern wie der Ukraine und Russland, dass kein Mensch, egal in welcher Position er ist, bei solchen Vorwürfen unbehelligt davon kommen darf.   » weiterlesen

Ein paar Gedanken zum Nationalismus und dem Verhältnis zwischen Russen und Ukrainern

27.02.2014

Das Thema sieht auf den ersten Blick sehr komplex aus, ist es aber nicht. Es reichen 6 Wörter: Die Ukraine ist ein souveräner Staat! Punkt. Aber die Welt ist kompliziert, die russische sowieso, darum etwas ausführlicher:

In ihrer Geschichte wurde die Ukraine immer wieder von verschiedenen Ländern besetzt, unter anderem auch von Russland. Die Sowjetzeit, besonders unter Lenin und Stalin, hat ein unfassbares Leid über die Bevölkerung gebracht. Während des Holodomor starben allein im Gebiet der Ukraine Millionen Menschen. Hunderttausende wurden ihrer Heimat entrissen und deportiert, das Land musste sich dem Aggressor viele Jahrzehnte beugen und verlor viel von der eigenen Identität. Die Sowjetmacht hat im Gegenzug Millionen russischstämmiger Menschen auf dem Gebiet der Ukraine angesiedelt. Keiner glaubte an den Zerfall der Sowjetunion, doch es kam anders.   » weiterlesen

Die unerwiderte Liebe

30.04.2012

Wussten Sie, liebe deutsche Leser, dass Sie geliebt werden? Ich meine nicht von Ihren Partnern, Eltern oder Kindern - nein: Sie werden geliebt von den Ukrainern und Ukrainerinnen. Kaum eine Begrüßung und Vorstellung meinerseits vergeht ohne ein respektvolles „Deutschland. Gut!“ und einem erhobenen Daumen. Die Männer schwärmen von den Autos, der Technik, dem handwerklichen Können und der Effizienz deutscher Arbeiter und Ingenieure. Frauen lieben die "kulturny" Männer, die ihnen auch einmal die Hand geben, höflich die Tür aufhalten, kochen können und sich nicht zu schade sind, auch einmal im Haushalt zu helfen.   » weiterlesen

Der Pope hilft!

13.09.2011

Jahrzehntelang wurde der Glaube in den Sowjetrepubliken unterdrückt. Es war einer der größten Fehler der sozialistischen Ära. Nach dem Zerfall der Sowjetmacht erlebte die orthodoxe Kirche auch in der Ukraine eine beispiellose Renaissance. Schon bei meiner ersten Fahrt im Jahre 2003 sah ich vieles im Land im Argen liegen. Aber nicht nur Tankstellen, auch neue Kirchen sind wie Pilze aus dem Boden geschossen - und was noch erhalten war, wurde liebevoll restauriert. Verfallene oder ungepflegte Kirchen sah ich nirgends.

Und auch bei privaten Problemen und gesundheitlichen Zipperlein wird wieder gern der Rat eines Popen gesucht. Popen sind die Priester der orthodoxen Kirche. In der Ukraine nennt man ihn „Piep“ (ich bleibe lieber bei der russischen Bezeichnung). Aber Pope ist nicht gleich Pope! Es gibt mittlerweile Popen, die sich über ihr Dorf hinaus einen Namen gemacht haben und von denen man sich regelrechte Wunder erzählt. So auch von dem Priester in dem kleinen Dorf Halahanivka.   » weiterlesen